Hartz IV TV
"Uns geht's doch gut". Erstaunlich, dass man solche Sprüche immer nur von Menschen hört, die sich innerhalb eines Gehaltsgefüges von 40K+ im Jahr befinden. Was sie damit eigentlich sagen wollen ist: "Mir geht's doch gut".
Noch mein Freund, noch. Da ich neulich kurz davor stand meinen Job zu verlieren, hat man sich natürlich auch mit dem Thema Hartz IV zu beschäftigen. Dabei sind mir ein paar Dinge aufgefallen, die in der öffentlichen Diskussion erstaunlicherweise gar nicht erst auftauchen um direkt wieder untergehen zu können.
Zunächst kann man mal festhalten, dass die Institution Hartz IV als Grundsicherung überhaupt nicht schlecht ist. Weder im internationalen Vergleich noch für sich genommen nur auf Deutschland bezogen.
Was mir jedoch gehörig auf den Sack geht, sind Aussagen wie "die Agenda 2010 hat uns alle gerettet" oder "wir sind vom kranken Mann Europas an die Spitze getreten", "uns geht's doch top".
- 1. Niemand kann wissen, wie es uns ohne die Agenda 2010 gehen würde. BWL Spastis, packt eure verfickte Glaskugel weg, die lag schon fast so oft daneben wie Per Steinbrück im aktuellen Wahlkampf.
- 2. Ob ich 3 Mio. Arbeitslose habe, und zusätzlich 1,3 Mio. Menschen die "arbeiten" 50% dazu geben muss, oder ob ich 4 Mio. Arbeitslose habe, die zu 100% Hartz 4 beziehen macht –finanziell- kaum einen Unterschied. Langfristig aber einen Gewaltigen für die Entwicklung des Marktes. Dazu aber gleich mehr.
Konkretes Beispiel:
Angenommen ich hätte jetzt den Plan einen Döner Laden zu eröffnen. So beginne ich doch wie Peter Zwegat, klaue mir ein Flip Chart sowie einen Billigen Anzug bei Kik (bin ja gerade knapp bei Kasse) um erst mal auszurechnen wie ich das ganze preislich gestalten soll.
Irgendwann sieht meine Rechnung dann so aus, dass ich einen zweiten Mann brauche dem ich 9€ die Stunde zahle, meinen Döner für 3€ verkaufe und am Ende des Monats 1000€ für mich selbst übrig habe.
Das ist doch blöd denke ich mir. Wenn ich dem Kollegen jetzt nur 5€ zahle, kann ich a) meinen Döner für 2€ verkaufen und habe b) für mich selbst am Ende des Monats deutlich mehr über. Super! machen wir das so.
Ich gehe zum Arbeitsamt und sagen Intelligenzbestien, dass ich jemand für 5€ die Stunde für meinen Döner laden suche. Statt mir in den Hintern zu treten mit einem Hinweise darauf, dass ich meine Preisgestaltung nochmal gründlich überdenken sollte, läuft den Jungs & Mädels der Sabber aus dem Maul.
Heiko ist jetzt (1 Jahr) Arbeitslos (nein ist er nicht, aber wir werfen ihn für diese kleine Geschichte kurz raus) und denkt sich "Einen Job für 5€ die Stunden, den nehme ich nicht an. Ich gehe doch nicht 40 Stunden die Woche arbeiten, um am Ende genau so viel zu haben wie mit Hartz IV".
Jetzt kommt der Trick. Die Arbeitsagentur drängt Heiko nun mit ihren Sanktionierungsmaßnahmen dazu, diesen Job anzunehmen, den er aus ökonomischer Sicht niemals annehmen würde. Ich mache mir die Arbeitsagentur zu meinem persönlichen Handlanger für billige Arbeitskraft. Heiko geht's scheiße, denn er arbeitet nun, muss aber trotzdem aufstocken. Allen "normal" verdienenden Deutschen geht's scheiße, weil sie die Aufstockung für Heiko finanzieren müssen. Den andern Döner Läden in der Umgebung geht's scheiße, weil ich meinen Döner für 2€ verkaufe. Was machen sie? Sie jammern über die hohen Lohnkosten und schauen was da noch geht. Die negative Lohnentwicklung nimmt ihren Lauf. Das tut sie, seit es Hartz IV gibt!
Fazit
Vielleicht hätte ein Mindestlohn dazu geführt, dass ich überhaupt keinen Döner Laden eröffnet hätte? Mag sein -denn es gibt schon 10 Mio. davon-. Vielleicht hätte ich mir dann was Innovatives ausdenken müssen, das mir, Heiko -ja uns allen- weitergeholfen hätte.
Wer hat denn was gegen Sklaven, solange er zu den Haltern gehört?
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